Sonntag, 20. Mai 2012

The Indian way to drink


Trinken auf indisch – dazu gibt’s eigentlich nicht so viel zu schreiben. Oder doch?
Getrunken wird meistens Wasser, was auch sonst, wenn man Durst hat? Interessant hierbei ist, das hier im allgemeinen das Trinkgefäß nicht an die Lippen gesetzt wird, sondern der Kopf in den Nacken gelegt, der Mund geöffnet und das Wasser hineingelaufen lassen wird. Irgendwo hab ich gelesen, die Inder würden dabei nicht schlucken, sondern bei durchgehend geöffneter Speiseröhre und ohne zu Schlucken das Wasser bis zum Magen durchlaufen lassen. Klingt exotisch oder? Das Mysterium an der ganzen Sache ist: Die Inder legen den Kopf nach hinten, machen den Mund auf, lassen das Wasser in den Mund laufen und schlucken – so viel zur Exotik...
Das hat unter anderem den Vorteil, das es sehr hygienisch ist und auch noch andere aus der Flasche/dem Becher oder was auch immer trinken können.

Dienstag, 15. Mai 2012

The Indian way to eat


In Deutschland hab ich mich zwischendurch mal der Herausforderung gestellt für weniger, als einen Euro Mittag zu essen. Ab, in den Supermarkt, versucht für weniger, als einen Euro einzukaufen und gekocht. Geschafft hab ich's nur einmal, rausgekommen ist Nuddelsuppe mit Kartoffel und Möhre drin und wirklich satt geworden bin ich davon nicht. Wenn man dann noch die Energiekosten dazurechnet könnte man sagen: Auf ganzer Linie gescheiter...
In Indien geht ich in irgend ein Straßenrestaurant (wo's nebenbei bemerkt, weder schlechter schmeckt, noch unhygienischer zugeht, als in den größeren...), kann mir den Bauch voll hauen, bis ich nicht mehr gehen kann, zahl umgerechnet 77 Cent und daran hat dann auch noch jemand verdient.
Zu essen gab's natürlich Reis. Reis ist das Hauptnahrungsmittel in Indien – das, was in Deutschland oftmals als Brotloch beschrieben wird, darf hier gerne als Reisluke tituliert werden. Es gibt morgens, mittags und abends nicht anderes, als Reis – bei den ärmeren immer in Form von Reiskörnern, bei den nicht ganz so armen auch mal gerne in anderer Form.
Da nur Reis allein nur bedingt als geschmacksintensiv bezeichnet werden kann und auf Dauer auch etwas eintönig wäre, gibt’s ihn natürlich nicht nur einfach so, sondern mit Samwa, einer Sauce, die aus gemahlenen Linsen und Gemüse besteht, die großzügig über die ganze Reisportion verteilt wird und diversen Chutneys.
Das ganze dürfte dem westlichen Indienbesucher als „meal“ (eigentlich Mahlzeit im allgemeinen, aber Indien und Englisch ist ein anderes Kapitel...) geläufig sein. Das Essen wird bei bedarf (und ohne Aufpreis) nachgefüllt, bis man satt ist. Gelegentlich muss man sogar besonders eifriges Restaurantpersonal daran hindern nachzufüllen.

Für Europäer höchst ungewöhnlich: Es gibt kein Besteck und sehr oft auch kein Geschirr.
Gegessen wird mit den Fingern...der rechten Hand. Wir erinnern uns: Die linke Hand ist böse. Weshalb werde ich nicht noch einmal ausführen – es gibt Dinge, über die man einfach nicht im selben Atemzug reden sollte...
Was das Geschirr angeht: Zwischen dem Essen und dem darunter befindlichen Tisch findet man in den meisten Fällen ein Bananenblatt. Selbst, wenn es (Metall-)Geschirr gibt, wird man ein solches unter den Nahrungsmitteln vorfinden.


Handmodel diesmal: Valentina



Ach, eine ganz wichtige Frage, die unbedingt beantwortet werden wollte war da noch: Ist das indische Essen wirklich so scharf, wie so gern behauptet wird?
Ja, das indische Essen ist um einiges schärfer, als das europäische und zudem auch um einiges besser gewürzt. In den größeren Touristenzentren wird man als Europäer meistens sogar noch gefragt, ob das Essen normal gewürzt werden soll, oder lieber nicht, aber oft sind die Europäer selbst dran schuld, wenn's zu scharf ist, weil sie, anstatt vorsichtig zu probieren, eine großzügige Portion von dem extrascharfen Chutney genommen haben, die selbst der Durchschnittsinder nicht unbedingt vertragen hätte...
Außerdem wird in Indien das Scharfe meist zusammen mit etwas relativ Geschmacksneutralen gegessen.
Die Mischung machts...

Donnerstag, 10. Mai 2012

Auf geht’s!


Warum? Warum? Warum verdammt nochmal verlangt eine indische Organisation von mir, das ich in indischen Verhältnissen europäisch Papierkram erledige?

Wie jetzt? Ihr wisst nicht, was ich meine?
Gut. Klamüstern wir das mal auseinander:
Die indische Organisation ist FSL – meine Austauschorganisation vor Ort.
Der Papierkram ist die Erlaubnis, Urlaub bzw. Wochenendsarbeitsausgleich zu nehmen.
Selbiger muss europäisch (so schnell, wie möglich; europäisch ist hier im Vergleich zu dem Normalfall in Indien zu verstehen) ausgedruckt, unterschrieben, eingescannt und per Mail zurückgeschickt werden.
Wär in Europa kein Ding – den Kram hat man doch zu Hause rumstehen. Hier eigentlich auch. Drucker und Scanner sind da – Luxus in Indien – und mit dem Chef, der das unterschreiben muss wohnt man zusammen. Eigentlich kein Problem.
Aber: Drucker und Scanner liegen grad lahm, weil kein Papier, keine Druckerpatrone und irgendjemand hat das Scannprogramm, das auf dem Computer installiert ist...naja, es funktioniert nicht...
In Europa wär das jetzt das absolute Desaster – in Indien gar kein Problem: Läden, in denen man ausdrucken, scannen, kopieren und zur Not auch tippen lassen kann gibt’s in den nicht ganz so kleinen Orten an jeder (Straßen-)Ecke, wenn man sich nicht in den landwirtschaftlich geprägten Gebieten aufhält, wo man noch nie einen Computer gesehen hat. Mein Problem ist weniger, das hier noch nie jemand einen Computer gesehen hat, sondern eher, das ich erst mal eine (Straßen-)Ecke finden muss.
Ich wohne nun mal an der Hauptstraße zwischen Pondicherry und Cuddalore – außer der gibt’s hier rechts und links eher wenig...
Also aufs Rad geschwungen und in den Nächsten Ort gefahren. Das Rad ist, nach Aussage von Madam, ein sehr gutes. Gut, es war wahrscheinlich teuer und ein 14 jähriger Pubertero fährt wahrscheinlich total auf das Ding ab: 21 Gänge, Mountenbikestyle und Geweihlenker, aber für Indien, mitten im Nirgendwo ist es wahrscheinlich so Praktisch, wie Fußpilz. Stört nicht groß außer, wenn er wandert und man kommt auch mit noch von A nach B. Das Problem bei dem guten Vehikel ist nämlich, das es zwar chick aussieht, es allerdings ein echter Krampf war Ersatzteile ran zu bekommen, für deren Preis ich mir wahrscheinlich locker ein 0815-Gebrauchtrad hätte kaufen können. Außerdem ist es viel zu klein für mich...
Aber zurück zum Wesentlichen: Aufs Rad geschwungen und auf in den nächsten Ort – halbe Stunde hin, halbe Stunde zurück und zwischendurch das „Ich will Urlaub“-Dokument ausdrucken lassen, das einem gerade heute zugeschickt wurde – was muss Herr Herrmann auch auf die Idee kommen so kurzfristig Urlaub haben zu wollen?
Ganz einfach: Sein Chef hat ihm am Montag verklickert, dass es die nächsten drei Wochen nichts zu tun gibt und er sich Indien anschauen könnte, wenn er denn Lust dazu hätte. Vorgeschlagen, getan, aber erst um Erlaubnis fragen. Bis dann das entsprechende Dokument angekommen ist, ist es Dienstag.
À propos Chef: Der muss jetzt ran um zu unterschreiben – kann er nicht, ist wieder mal unterwegs; keiner weiß wo und wie lange. Die Unterschrift gibt’s erst am Abend.

Am nächsten Morgen: Nochmal aufs diese unsägliche Klappermühle geschwungen, die kleinen Jungs anscheinend das Gefühl verleiht 'ne richtig große Nummer zu sein und auf zum Einscannen. Nach dem Einscannen stellt man dann fest, das man (laut Virenprogramm) plötzlich 'nen Virus auf dem Datenträger hat, der da vorher noch nicht war und natürlich kriegt man's dann auch hin, den Datenträger zu formatieren, ohne die Dokumente gespeichert zu haben...
Nochmal hin...
Natürlich ruft dann auch noch die Koordinatorin an – der Urlaub ist eigentlich schon so gut, wie gewährt (was wirklich sehr kulant ist), allerdings braucht sie so schnell, wie möglich die Dokument, damit auch was draus wird. Aus „so schnell, wie möglich,“ wird drei Stunden später, weil wieder mal Stromausfall ist und ohne Strom das mit dem Internet natürlich so eine Sache ist...


Was ich damit eigentlich sagen möchte? Jonas tingelt jetzt erstmal zwei Wochen durch Indien und wird in der Zeit nicht schreiben...
(Nachdem er schon die letzten zwei Wochen nicht aus dem Knick gekommen ist.)

Die gute Nachricht: Der Blog hat eine Selbstveröffentlichungsfunktion (falls die Funktioniert und ich mich da nicht gewaltig irre...), die ich mal ausprobieren werde.

Die schlechte Nachricht: Es gibt keine Bilder – Jonas war zu blöd im richtige Augenblick welche zu machen...


Ach und die Antwort auf das Warum? vom Anfang: Ganz einfach, Herr Herrmann hätte sich auch früher kümmern können...
Außerdem muss sich die indische Organisation vor diversen europäischen rechtfertigen können und die kenne das nun mal nicht anders...