Donnerstag, 10. Mai 2012

Auf geht’s!


Warum? Warum? Warum verdammt nochmal verlangt eine indische Organisation von mir, das ich in indischen Verhältnissen europäisch Papierkram erledige?

Wie jetzt? Ihr wisst nicht, was ich meine?
Gut. Klamüstern wir das mal auseinander:
Die indische Organisation ist FSL – meine Austauschorganisation vor Ort.
Der Papierkram ist die Erlaubnis, Urlaub bzw. Wochenendsarbeitsausgleich zu nehmen.
Selbiger muss europäisch (so schnell, wie möglich; europäisch ist hier im Vergleich zu dem Normalfall in Indien zu verstehen) ausgedruckt, unterschrieben, eingescannt und per Mail zurückgeschickt werden.
Wär in Europa kein Ding – den Kram hat man doch zu Hause rumstehen. Hier eigentlich auch. Drucker und Scanner sind da – Luxus in Indien – und mit dem Chef, der das unterschreiben muss wohnt man zusammen. Eigentlich kein Problem.
Aber: Drucker und Scanner liegen grad lahm, weil kein Papier, keine Druckerpatrone und irgendjemand hat das Scannprogramm, das auf dem Computer installiert ist...naja, es funktioniert nicht...
In Europa wär das jetzt das absolute Desaster – in Indien gar kein Problem: Läden, in denen man ausdrucken, scannen, kopieren und zur Not auch tippen lassen kann gibt’s in den nicht ganz so kleinen Orten an jeder (Straßen-)Ecke, wenn man sich nicht in den landwirtschaftlich geprägten Gebieten aufhält, wo man noch nie einen Computer gesehen hat. Mein Problem ist weniger, das hier noch nie jemand einen Computer gesehen hat, sondern eher, das ich erst mal eine (Straßen-)Ecke finden muss.
Ich wohne nun mal an der Hauptstraße zwischen Pondicherry und Cuddalore – außer der gibt’s hier rechts und links eher wenig...
Also aufs Rad geschwungen und in den Nächsten Ort gefahren. Das Rad ist, nach Aussage von Madam, ein sehr gutes. Gut, es war wahrscheinlich teuer und ein 14 jähriger Pubertero fährt wahrscheinlich total auf das Ding ab: 21 Gänge, Mountenbikestyle und Geweihlenker, aber für Indien, mitten im Nirgendwo ist es wahrscheinlich so Praktisch, wie Fußpilz. Stört nicht groß außer, wenn er wandert und man kommt auch mit noch von A nach B. Das Problem bei dem guten Vehikel ist nämlich, das es zwar chick aussieht, es allerdings ein echter Krampf war Ersatzteile ran zu bekommen, für deren Preis ich mir wahrscheinlich locker ein 0815-Gebrauchtrad hätte kaufen können. Außerdem ist es viel zu klein für mich...
Aber zurück zum Wesentlichen: Aufs Rad geschwungen und auf in den nächsten Ort – halbe Stunde hin, halbe Stunde zurück und zwischendurch das „Ich will Urlaub“-Dokument ausdrucken lassen, das einem gerade heute zugeschickt wurde – was muss Herr Herrmann auch auf die Idee kommen so kurzfristig Urlaub haben zu wollen?
Ganz einfach: Sein Chef hat ihm am Montag verklickert, dass es die nächsten drei Wochen nichts zu tun gibt und er sich Indien anschauen könnte, wenn er denn Lust dazu hätte. Vorgeschlagen, getan, aber erst um Erlaubnis fragen. Bis dann das entsprechende Dokument angekommen ist, ist es Dienstag.
À propos Chef: Der muss jetzt ran um zu unterschreiben – kann er nicht, ist wieder mal unterwegs; keiner weiß wo und wie lange. Die Unterschrift gibt’s erst am Abend.

Am nächsten Morgen: Nochmal aufs diese unsägliche Klappermühle geschwungen, die kleinen Jungs anscheinend das Gefühl verleiht 'ne richtig große Nummer zu sein und auf zum Einscannen. Nach dem Einscannen stellt man dann fest, das man (laut Virenprogramm) plötzlich 'nen Virus auf dem Datenträger hat, der da vorher noch nicht war und natürlich kriegt man's dann auch hin, den Datenträger zu formatieren, ohne die Dokumente gespeichert zu haben...
Nochmal hin...
Natürlich ruft dann auch noch die Koordinatorin an – der Urlaub ist eigentlich schon so gut, wie gewährt (was wirklich sehr kulant ist), allerdings braucht sie so schnell, wie möglich die Dokument, damit auch was draus wird. Aus „so schnell, wie möglich,“ wird drei Stunden später, weil wieder mal Stromausfall ist und ohne Strom das mit dem Internet natürlich so eine Sache ist...


Was ich damit eigentlich sagen möchte? Jonas tingelt jetzt erstmal zwei Wochen durch Indien und wird in der Zeit nicht schreiben...
(Nachdem er schon die letzten zwei Wochen nicht aus dem Knick gekommen ist.)

Die gute Nachricht: Der Blog hat eine Selbstveröffentlichungsfunktion (falls die Funktioniert und ich mich da nicht gewaltig irre...), die ich mal ausprobieren werde.

Die schlechte Nachricht: Es gibt keine Bilder – Jonas war zu blöd im richtige Augenblick welche zu machen...


Ach und die Antwort auf das Warum? vom Anfang: Ganz einfach, Herr Herrmann hätte sich auch früher kümmern können...
Außerdem muss sich die indische Organisation vor diversen europäischen rechtfertigen können und die kenne das nun mal nicht anders...

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