Zu behaupten, es wäre hier schon eine
Weile nichts geschrieben worden, wäre eine glatte Untertreibung.
Ehrlich gesagt fällt es mir schwer,
mich zu erinnern, was in der Zwischenzeit alles passiert ist, deshalb
hier eine kleine Bestandsaufnahme:
Der letzte Blogeintrag wurde
automatisch veröffentlicht, während ich durch Südindien getingelt
bin...
Natürlich bin ich gut wieder
angekommen, hab nur halb so viel gesehen, wie ich gerne hätte, mehr
erlebt, als nötig gewesen wäre und meinen ersten, ordentlichen
Durchfall hinter mir.
Zwei Wochen Arbeit, nachdem ich aus dem
Urlaub zurück war.
Ein Zusammenbruch.
Eine Vierteljahresauswertung, auf
welcher meine Koordinatorin überzeugt wurde doch endlich mein
Projekt zu wechseln.
Zwei weitere Wochen im Projekt.
Projektwechsel.
Mit dem Projektwechsel hat sich dann
auch gleich fast alles geändert. Andere Küste, anderes Wetter
anderer Bundesstaat und natürlich andere Gastfamilie.
Ich bin jetzt in Kundapur, einem Ort an
der Westküste Indiens in Karnataka. Natürlich wird hier nicht mehr
Tamil gesprochen, sondern Kanada und hier ist schon seid einer Weile
Monsun – das heißt mehrmals täglich ordentliche Regenschauer und
eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Das ganze hat zur Folge, dass die
Wäsche nicht trocken wird, Räucherstäbchen ein unerlässliches
Utensil werden, da früher oder später wirklich alles anfängt zu
müffeln und Gegenstände setzen sehr schnell Schimmel an (selber hab
ich noch keine Erfahrungen damit gemacht, aber mir wurde sehr
anschaulich davon berichtet...).
Nach Meinung der Einheimischen regnet
es noch nicht genug und normalerweise mehr. Klingt seltsam, wenn man
sich so über den Regen beschwert, aber immerhin hängt die
Landwirtschaft und ein Teil der Stromversorgung davon ab, wie viel es
während des Monsuns regnet.
Karnataka ist um einiges weiter Vorne,
was Wirtschaft etc. angeht, als Tamil Nadu, was sich vor allem
dadurch bemerkbar macht, das es sehr wenige und kurze, bis gar keine
Stromausfälle gibt und man, wenn man gerade aus Tamil Nadu kommt,
geradezu verwundert ist, wie viele Geschäfte es in einer Kleinstadt,
wie Kundapur mit 10.000 Einwohnern, gibt, die nicht zuletzt so
aussehen, als müsste man in ihnen für indische (tamilische)
Verhältnisse etwas tiefer in die Tasche greifen.
Wie ich wahrscheinlich schon einmal
erwähnt habe ist Kundapur der Ort, in dem FSL – meine, für mich
zuständige Organisation vor Ort – angefangen hat. Aus diesem Grund
ist es auch ziemlich Voll mit Freiwilligen. Im Moment sind wir nicht
mehr, als zehn, da die letzte weltwärts-Sommerausreise (2011) aus
Deutschland gerade das Feld geräumt hat, aber in einem Monat kommt
wieder „Nachschub.“
In der neuen Gastfamilie muss ich jetzt
einigen Luxus, wie zum Beispiel eine Waschmaschine oder ein Zimmer
für mich alleine missen, aber an und für sich ist die Unterbringung
alles andere als Schlecht. Meine Gasteltern, deren Namen ich bisher
noch nicht erfahren – sie werden einfach mit „uncle“ (Onkel)
und „aunt“ (Tante) angesprochen, sind beide nicht mehr die
jüngsten und die Kinder (Tochter und Sohn) beide schon verheiratet
und aus dem Haus. Der Sohn arbeitet, wie schon sein Vater für 20
Jahre, in den Arabischen Emiraten und die Schwiegertochter, sowie
Enkelin wohnen noch mit bei den (Schwieger-/Groß-) Eltern. Das
Zimmer teile ich mir mit Foster, der in Kundapur eine Ausbildung o.ä.
Macht (soweit ich das verstanden habe). Ursprünglich kommt er aus
Mangalore, der nächstgrößeren Stadt.
Was die Nachteile angeht, lassen diese
sich sehr einfach wieder aufwiegen. Die Waschmaschine war zwar ein
großes Zeit- (und Arbeits-) Ersparnis, aber richtig sauber wurde die
Wäsche nie. Das ist beim Von-Hand-Waschen anders, nur leider gab's
für dieses in der letzten Unterbringung nicht die nötige
Einrichtung. Privatsphäretechnisch hat sich eigentlich auch nicht
viel geändert. Bei BLESS hat eigentlich dauernd irgendjemand durch
diverse (architektonisch vorgesehene) Spalten in den Wänden gespäht
und ehrlich gesagt finde ich es wesentlich angenehmer, zu wissen,
wenn man gerade visuelle Beachtung findet, als sich dauernd zu
fragen, ob man nun beobachtet wird, oder nicht.
Wie ist das neue Projekt so?
Das verschieb' ich am besten auf den
nächsten Eintrag, der hoffentlich nicht wieder über einen Monat auf
sich warten lässt...
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